Die Bedeutung von herzchirurischen Schweregradklassifizierungssystemen

Ein einfaches Schweregradklassifizierungssystem für die postoperative Einschätzung von herzchirurgischen Intensivpatienten stand bisher noch nicht zu Verfügung. Die meisten intensivmedizinischen Scoringsysteme haben Patienten nach einem herzchirurgischen Eingriff explizit ausgeschlossen, da die akuten pathophysiologischen Sequelae der Herzlungenmaschine vorübergehend sind, und somit keinen Einfluss auf das Ergebnis haben.

Die meisten allgemeinen Scoringsysteme erfordern die Erfassung von vielen Einzelvariablen, was dazu geführt hat, das diese Systeme nicht routinemäßig bei Intensivpatienten eingesetzt werden. Um für den täglichen Einsatz tauglich zu sein, muss ein Scoringsystem sehr kompakt, einfach und trotzdem eine hohe Diskriminationsfähigkeit aufweisen.

Diese täglichen Risikoschätzungen könnten den Nutzen der Therapie während des Intensivaufenthalts darstellen und für die Beurteilung von neuen Therapieprinzipien nützlich sein. So wie die wiederholte Messung der Leukozytenzahl und der Körpertemperatur zur Beurteilung des Behandlungserfolges bei einer Infektion herangezogen werden, können täglich wiederholte Risikoscores das Potential haben, den Nutzen andauernder Intensivbehandlung vorherzusagen und zu definieren.

CASUS: Ein neuer Score für die herzchirurgische Intensivmedizin

Die Variablen des neuen Intensivscores CASUS (Cardiac Surgery Score) sind einfach, reproduzierbar und werden routinemäßig in herzchirurgischen Intensivstationen erfasst. Semiautomatisiert benötigten wir weniger als 1 Minute pro Patient und Tag, wodurch dieser Score speziell für die tägliche Schweregradklassifizierung geeignet ist.

Der CASUS könnte als Expertensystem für das Diagnostizieren von Organfunktionsstörungen, der Entscheidungsfindung, der Ressourcenauswertung und Vorhersage der Letalität für herzchirurgische Intensivpatienten dienen. Wir empfehlen eine verbreitete Anwendung in Verbindung mit einem preoperativen Risikostratifikationsmodell wie dem EuroSCORE oder dem STS-Score.

Die Scoreberechnung des additiven und des logistischem CASUS kann online durchgeführt werden.

Der RACE Score (Rapid Clinical Evaluation) ist eine Variante des logistischen CASUS. Der RACE Score ist speziell für Smartphones entwickelt worden. Er vermeidet die Eingabe von Zahlen, und ist dadurch extrem schnell zu berechnen. Er basiert ebenfalls auf einer logistischen Berechnung der einzelnen Variablen mit ß-Koeffizienten. Dieser Score kann nur auf unserem iPhone-Applet berechnet werden.

Download für das Applet:

http://itunes.apple.com/us/app/cardiac-icu/id389965786?mt=8


Literatur:

Hekmat et al. Daily assessment of organ dysfunction and survival in intensive care unit cardiac surgical patients. Ann Thoracic Surg. 2005 May;79(5):1555-62.

Hekmat et al. Prediction of mortality in intensive care unit cardiac surgical patients. Eur J Cardiothorac Surg. 2010 Jul;38(1):104-9.

Badreldin et al. Prognostic Value of Daily Cardiac Surgery Score (CASUS) and its Derivatives in Cardiac Surgery Patients. Thorac Cardiovasc Surg. 2010 Oct;58(7):392-7.

Doerr et al. A comparative study of four intensive care outcome prediction models in cardiac surgery patients. J Cardiothorac Surg. 2011 Mar 1;6:21

Badreldin et al. Comparison between Sequential Organ Failure Assessment Score (SOFA) and Cardiac Surgery Score (CASUS) for Mortality Prediction after Cardiac Surgery. Thorac Cardiovasc Surg. 2012 Feb. 60(1): 35-42

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Badreldin et al. Daily-Mean-SOFA, a new derivative to increase accuracy of mortality prediction in cardiac surgical intensive care units. Thorac Cardiovasc Surg. 2012 Feb.60(1): 43-50

Doerr et al. Outcome prediction in cardiac surgery: the first logistic scoring model for cardiac surgical intensive care patients. Minerva Anestesiol. 2012 Aug 78(8): 879-86